SGBR Stafettentörn 2019 auf der Ostsee   03.– 13. Juli 2019

 

Plan:      Stralsund – Bornholm – Erbseninseln – Rügen – Stralsund

Ist:         Kröslin – Achterwasser bis zum Stettiner Haff – Rügen – Stralsund

 

Tag 1

Die Anreise erfolgt nach Kröslin, einem kleinen Städtchen mit gut ausgebauter Marina an der Peenemündung gegenüber dem ehemaligen Raketenversuchsgelände. Die ODE konnte wegen einer Sperrung der Ziegelgrabenbrücke nicht nach Stralsund überführt werden.

Aufgrund der Wetter- (vor allem Wind-) vorhersagen müssen wir die ursprüngliche Planung verändern bzw. aufschieben. 6 – 8 bft. auf der offenen Ostsee, bei Temperaturen um die 13 Grad, die aufgrund des Windes das Gefühl von Frost vermitteln, sind nicht unser Ding.

Der Smutje verwöhnt uns mit Paella und Scampis. Dabei werden Alternativen zur ursprünglichen Reiseplanung erarbeitet.

 

Tag 2

Über den Peenestrom geht es über Wolgast ins Stettiner Haff. Der achterliche Wind schiebt uns flott voran. Am Nachmittag machen wir die ODE in Krummin fest. Der kleine Naturhafen ist super ausgebaut – alles neu und vor allem weltfern. Der Ort vermittelt den Eindruck, dass die Welt stehen geblieben ist: Kopfsteinpflaster, Lindenalleen (angeblich die längsten Europas) und ……. Ruhe.

In der Nacht legt sich der Wind, der Himmel klart auf und wir erleben einen tollen Sonnenuntergang. Dies verleitet ein Crewmitglied zu einem „ausgiebigen“ Bad im Eiswasser (gefühlt).

Die abendliche Wetterberuhigung sollten wir auch an den folgenden Tagen erleben.

 

Tag 3

Heute geht es weiter durch die Zecheriner Brücke (2. Verbindung von Usedom mit dem Festland). Der Törnführer aus 2015 hat die falschen Brückenzeiten notiert (man sollte auch in die aktuelle Karte gucken …..). Daher müssen wir ca. 1,5 Std. vor der Brücke kreisen, da die Ankerwinsch weder elektrisch noch manuell bedient werden kann.

Für die Nacht legen wir in Altwarp an, angeblich der östlichste Hafen Deutschlands - ganz sicher der ruhigste und verschlafenste. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Für die Lebensmittelversorgung gibt es im Dorf einen kleinen Tante Emma Laden mit kleinerem Angebot – das wars.

Auf meine ausführliche Begrüßung, ein paar netten Worten und die Frage nach dem Hafenmeister erhalte ich von einem älteren Fischer, der gerade seine Netze repariert, nur als Antwort: „rroodes Huus“. Alles klar.

 

Tag 4

2 Streifenpolizisten kontrollieren im Hafen und helfen uns unter telefonischer Einbindung von ebenfalls segelnden Kollegen bei der Suche nach einem Mechaniker, der sich die Ankerwinsch ansehen soll. So kommen wir zu unserem nächsten Etappenziel Ueckermünde. Ein nettes Städtchen, alle Versorgungsmöglichkeiten. Wir schippern gemütlich den Fluss Uecker hoch und liegen direkt in der Stadt am „neuen Bollwerk“.

Wir finden die 2 Werften und dort angebrachte Schilder:

Öffnung:               Werktags               6.00 – 16.00 Uhr                 Freitags                 6.00  - 12.00 Uhr

Demnach ist hier die Welt in Ordnung und der Freitag kein Werktag mehr. Leider hilft uns das mit der Winsch nicht weiter. Wir können nach einigen Versuchen, den Schaden zumindest soweit selbst beheben, dass der Anker jetzt per Hand bedient werden kann.

 

Tag 5

Swinoujscie oder Swinemünde ist das heutige Etappenziel, denn lt. einigen Vorhersagen können wir am nächsten Tag vielleicht doch noch auf die Ostsee.

Die Marina ist sehr weitläufig. Je nach Liegeplatz sollte man die Zeit für den morgendlichen Toilettengang gut planen…….

Die Stadt gibt wenig her, eben eine Stadt mit Hafen, Werften und Marinestützpunkt. In einem netten Lokal mit noch netterer Bedienung essen wir heute das einzige mal auswärts: das fleischlastige Abendessen, 3 Bier und 1 Terra Polska (Polens Flagge: ein kleines Wasserglas mit rotem Sirup, darüber Tobasco, darüber Wodka – im Mund verquirlt und dann gespült). Wir freuen uns über die Rechnung von 55,-- Euro für die gesamte Crew.

 

Tag 6

Die Ostsee streichen wir: Temperatur unter 10°, eisiger Wind und für die Ostsee Wind mit Böen bis bft 8. Unter Motor geht es gegen an (Wind noch aus West) bis nach Karnin. Dort liegen wir in einer neuen kleinen Marina direkt hinter der alten Eisenbrücke für die ehemalige Bahnverbindung Berlin-Usedom-Schwinemünde. Das Monstrum wurde 1945 in Teilen gesprengt und steht noch eindrucksvoll in der Landschaft.

Direkt am Hafen in einem kleinen Wäldchen hat ein Seeadler seinen Ansitz oder Horst. Wir sind fasziniert von dem großen majestätisch fliegenden Vogel.

Am Abend wieder einmal ein malerischer Sonnenuntergang.

 

Tag 7

Heute ist es zum ersten Mal sonnig – dafür aber noch kälter. Alle Jacken oder Pullover werden rausgekramt (nach 6 Tagen muss man schon mal suchen) und zum Teil 2 Hosen übereinander gezogen. Mütze und Schal und für den Rudergänger heute auch Handschuhe sind angesagt.

Wir können weite Strecken segeln, da unser Tagesziel Peenemünde in nördlicher Richtung liegt.

Direkt an der Mündung liegt der ehemalige Marinehafen, der zur Zeit noch als Marina und Ferienhausanlage ausgebaut wird.

Der Hafenmeister weist uns einen Platz für Yachten bis 4,50 m Breite an…… Gut, dass man die Dalben mit Muskelkraft auf die angesagt Breite bekommt, sonst säßen wir heute noch dort fest.

Den Gang in den 3,5 km entfernten Ort sollt man sich sparen. Der einzige KONSUM hatte außer 10 Eier nichts für uns zu bieten. Ergebnis: Blasen an den Füssen, da Segelschuhe sich nur bedingt für Wanderungen eignen.

Die ehemalige „Heeresversuchsanstalt Peenemünde“ liegt ebenfalls in gleicher Entfernung und kann besichtigt werden. Aufgrund der früheren weiträumigen Absperrungen gibt es hier rund herum eine üppige Vegetation. Wer einen absolut ruhigen Platz in der Natur sucht, ist hier richtig.

 

Tag 8

Heute scheint schon wieder die Sonne und es ist weniger windig und wärmer.

Wir können den ganzen Tag segeln und suchen uns Greifswald als Etappenziel aus. Allerdings machen wir bereits im Fluss Ryck vor dem Örtchen Wieck bzw. der alten Zugbrücke fest. Wieder ein nettes ruhiges Plätzchen mit einem super Service. An der anderen Flusseite liegt das Dorf Eldena. Wir besichtigen dort die Ruine des ehemaligen Klosters, die schon Caspar David Friedrich als Motiv für ein Ölgemälde diente.

Mit dem Bus fahren wir abends nach Greifswald (Gruppenkarte hin und zurück für 10,-- E). Nach der Besichtigung aller Sehenswürdigkeiten genehmigen wir uns ein Kaltgetränk im Hafen. Er ist Treffpunkt (fast) aller in Greifswald Studierenden und jungen Leute in unserem Alter und liegt direkt an einer lebhaften Straße. Als Liegeplatz gefällt uns Wieck besser.

 

Tag 9

Die Sonne weckt uns bereits zum dritten Mal – allerdings hat sich der Wind dünne gemacht. Wir segeln mit wenig Wind gen Lauterbach auf Rügen. Unterwegs schläft der Wind ganz ein und wir legen einen Badestopp ein. Die Wassertemperatur lässt allerdings kein langes Planschen zu.

In Lauterbach findet man ebenfalls gute Versorgungsmöglichkeiten, liegt allerding an sehr niedrigen Betonstegen. Eine leere Kiste vor dem Schiff, eine Leiter oder mit dem Heck zum Steg sind erforderlich.

 

Tag 10

Am letzten Tag ist unser Zielhafen Stralsund. Wir können bei mäßigen Winden segeln, zeitweise muss der Motor unterstützen, da die Ziegelgrabenbrücke immer nur im rund 3-stündigen Rhythmus öffnet.

In der Marina wird die ODE aufgeklart und gereinigt. Ein Stadtrundgang beendet den Tag.

Tag der Abreise

Ferienbeginn – NRW schwärmt aus. Wir fahren Gott sei Dank in die andere Richtung und können die langen Staus auf der anderen Straßenseite sehen. Nach 7 Stunden (incl. Pause und Tankstopp) erreichen wir wieder heimische Gefilde.

Fazit:

  • Mit einem guten Smutje an Bord, ausreichend Verpflegung in fester und flüssiger Form kann man Enttäuschungen über das Wetter und Nichterreichen von geplanten Zielen gut verarbeiten.
  • Schöne Sonnenuntergänge und windärmere Abende/Nächte lassen keinen Schluss auf das Wetter am nächsten Tag zu.
  • Auch im Sommer benötigt man hin und wieder mehrere Jacken und Hosen, um dem Wind zu trotzen.
  • Verlasse dich nicht auf Öffnungszeiten in 5 Jahren alten Törnführern, sondern höre den Revier-VHF-Kanal ab oder schau in die aktuelle Karte.

 

Fotos folgen